Integration geht von zwei Seiten aus. Wir werden es niemals verhindern können, dass es Flüchtlinge gibt. Solange Macht, Geld und Gier die Welt bestimmen, wird es Menschen geben die darunter leiden. Doch diese Menschen können Freunde werden. Und es gibt nichts tolleres (und einfacheres) als auf diese Art und Weise neue Kulturen, neues Essen, oder neue Richtungen kennen zulernen.

Man man man, es ist doch echt zum Verrückt werden, mit diesen Blog Einträgen! Da gibt es Anfang 2018 schon so viele Highlights, wie in ganz 2017, und ich kann einfach nicht darüber berichten.

Jedes mal, wenn ich versucht habe einen Bericht anzufangen, und ich habe bestimmt schon 4 mal angefangen, fehlen mir irgendwann einfach die Worte, dass alles zusammenzufassen. Stattdessen, fallen mir immer nur andere Themen ein, über die ich berichten möchte, die aber nicht allzu viel mit meinem Projekt zu tun haben.

Direkt dabei gesagt, wer durch meinen letzten Blogeintrag das Gefühl hatte, das hier alles schlecht läuft, dann muss ich wild zurückrudern! Es läuft nicht alles perfekt, doch wie die liebe Ruth schon sagt, „es ist nicht immer direkt sichtbar, und doch bewirkt man still und heimlich das eine, oder andere mehr, als das man es sich denkt„. Und das macht es alles so wirklich. Und es ist genau dieses „bewirken“, was mich zu meinem heutigen Thema gebracht hat.

Bewirken, und die #Höhner, haben mich wieder zu dem Thema Flüchtlinge gebracht. Genauer gesagt, ist es die Textzeile der Höhner „Braune Wolke üverm Land, jestern David, hück de Asylants…“ aus dem Lied „Wann jeht dr Himmel widder up“.

Während ein Großteil von euch Karneval in vollen Zügen genoßen hat, habe ich meine vergangen Karnevalle Revue passieren lassen. Und irgendwann bin ich auf mich, als kleinen 9 jährigen Bengel gestoßen, der immer „Wann jeiht dr Himmel widder up?“ aus Leib und Seele gesungen (um nicht gegröhlt zusagen) hat. Es war mein absolutes Lieblingslied. Damals bestehend aus irgendwelche Fantasie-Wörtern, habe ich mich heute für den richtigen Text interessiert. Und der ist echt ziemlich gut. Und dann gedenkt man an gedachte Gedanken, und setzt die Gedanken fort.

Gestern Flüchtlinge gemacht, heute kommen sie zu uns. Und was wir daraus machen, ist morgen

Und irgendwie bin auch ich Flüchtling. Aus meinen eigenen Beweggründen, habe ich mein Heimatland hinter mir gelassen, um in ein anderes Land zu gehen. Ohne Notlage, wie ein Wirtschaftsflüchtling! Neues Land, neue Kultur, doch ich bin angekommen, voll und ganz integriert. Die perfekte Integration eines Flüchtlings. Okay, Ghana achtet sehr genau darauf, dass ich es auch wieder verlasse. Doch lebe ich hier ein ghanaisches Leben. Ich habe ghanaische Freunde gefunden, arbeite hier nur mit Ghanaern, in einer ghanaischen Werkstatt. Ich spreche relativ gut „Twi“, kleide mich manchmal wie ein Ghanaer und höre ghanaische Musik. Und oft werde ich gefragt, wie ich Ghana jemals verlassen kann. „Kofi Rasta, der Weiße Ghanaer!“ Integration, abgeschlossen!

Klasse! Habe ich gut gemacht, oder? Nein! Denn es war nicht ich, der sich sehr gut integriert hat, sondern die Ghanaer, die mich komplett integriert haben!

Denn vom ersten Moment, wurde ich aufgenommen, als wäre es das normalste der Welt. Jeden Tag sind Menschen auf mich zugekommen, haben sich für mich, mein Heimatland, meine Beweggründe und, und, und, interessiert. Ich wurde mit zu Freunden genommen, zu dem Ort, wo Fußball geschaut wird oder dort, wo sich die Leute treffen. Mir wurde alles über die Wichtigkeit der rechten Hand erklärt, wie das mit den Chiefs und Queen-Mothers läuft. Ins ghanaische Essen eingefügt. Ich wurde einfach in alles integriert, als wäre es das normalste der Welt.

Und dann muss ich immer an Deutschland denken, und wie schwer wir uns damit tun, Ausländer wirklich in unsere Land, unsere Kultur, zu integrieren. Wie unverantwortlich wir uns gegenüber Flüchtlingen fühlen. Ich selber, habe nie auch nur im Ansatz für eine persönliche Einführung in unsere Kultur gesorgt. Und ich hatte so oft die Möglichkeit dazu.

Zum Beispiel in meiner Ausbildung bei meinem Betrieb. Mein Chef hatte damals einen Flüchtling aus dem Senegal eingestellt. Genau einen Tag älter als ich, wir haben uns super gut verstanden. Ziemlich kluger Mensch, hilfsbereit, offen, freundlich und ein großes Herz. Er hatte mich damals sogar zu sich nach Hause eingeladen, um mir sein senegalisches Lieblingsessen zu zeigen. Und was hab ich gemacht? Nichts.

Wir haben uns jeden Tag gesehen. Doch habe ich ihn weder mal zu mir eingeladen, noch habe ich mich mit ihm verabredet, noch irgendwem vorgestellt. Ich habe mich nicht verantwortlich gefühlt. Genauso wenig wie gegenüber den Flüchtlingen, in meinem Alter, in meinem Dorf.

In Deutschland ist Integration ein Beruf, ein Job. Ein Pflichtgefühl Deutschlands gegenüber „David“. Und er wird leider von der falschen Altersgruppe ausgeführt. Sorry Mutter, Alter ist nur eine Zahl, ich weiß. 😉 Doch die einzige Integration, die langzeit Besucher wirklich integrieren können, ist durch uns jungen Erwachsenen, die im Alter der gekommenden Gäste sind. Doch nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Neugier, aus Freundlichkeit, aus nächsten Liebe, oder einfach, um jemand anderen ein Lächeln zu geben, der das ganz sicher gut gebrauchen kann.

Die Politik, kann ihre Flüchtlingspolitik gestalten wie sie will. Schlussendlich, werden wir keine wirkliche Veränderungen merken. Doch werden Veränderungen sichtbar, wenn wir die Integration in die Hand nehmen. Ich wette mit euch, dass sich die Probleme halbieren werden, wenn wir uns offener zeigen würden. Wir müssen uns öffnen.

Und da kommen wir direkt zu allzeit Lieblings Karnevals Lied, auch von den Höhnern, „Leeve un Leeve losse!“.

Es ist zu einfach auf die ganzen negativ Berichte zu schimpfen, Flüchtlinge als Schmarotzer zu bezeichnen, und alles einfach an sich vorbei ziehen zu lassen. Ich weiß nicht, warum wir so Sozialignoranten sind. Doch schaden wir uns damit selber.

Wenn mich hier Jugendliche fragen, was der Unterschied zwischen Deutschland und Ghana ist, sage ich immer:

„In Deutschland haben wir Geld, aber wir suchen das Leben. Während ihr Leben habt, und Geld wollt.“

Wir versuchen immer alles mit Geld zu lösen. Doch sind es die kleinen Aufmerksamkeiten, die uns das Leben bringen, das wir immer suchen.

Vielleicht ist es für manche Unsinn, was ich hier schreibe. Doch ich weiß jetzt, dass es nicht die Person liegt, sich selber zu integrieren, sondern größten Teils an denen, die integrieren sollten.

Also lass uns die „braune Wolke“ wegblasen, und den Himmel für jeden auf gehen lassen!

Nur noch ganz kurz mein Highlight vom Festival, vor 2 Wochen

Die Afrikaner lieben laufen. Und während des einwöchigen Festivals, wurden mehrere „Floatings“ (eine Art Parade) durchgeführt. Man ist zu unterschiedlichen Orten gewandert, getanzt, geschlendert, etc. Man wurde von Lastwägelchen mit Musik oder Blechblastruppen begleitet. Also ein Strom von mehr als 1000 Menschen, die Kilometer um Kilometer ablaufen, dabei tanzen, und gute Laune haben. Mein Highlight bestand daraus, einfach mal stehen zu bleiben, mich umzuschauen, und mir zu sagen, „die sind einfach alle Schwarz!“. Das war echt atemberaubend, in einem Mob aus Menschen zu laufen und nicht zu sehen, dass sie eine andere Hautfarbe haben. Ich sehe einfach keine Hautfarben mehr. Das ist echt faszinierend. Das miese jedoch ist, dass jeder sieht, dass ich der einzige Weiße bin. Immer von einer Traube Menschen umgeben, die einen zun tanzen auffordert und antanzt, musste ich mich zum besten geben. Ganz schön anstrengend. Und es wäre eigentlich schon anstrengend genug, bei der Hitze den Weg gehend zurück zu legen. Aber Nein! Kofi, tanz! Kofi, tanz! Und so peinlich, weil mein absolut rhythmisches Tanzverhalten so unbeschreiblich grazil und elegant ist. Zum Glück kann ich über mich selber lachen.

Morgen, Samstag, ist ein ziemlicher großer Tag für mich, an dem mir eine unglaubliche Ehre zugebracht wird. Bevor morgen irgendwas schief geht, belasse ich es mal bei Ankündigung. Wenn ich Worte finde, werde ich dazu auch was schreiben. Ansonsten gibt es Fotos.

Bis bald ihr lieben, 78 Tage, nur noch…

Euer Leo

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