Afrika ist kein Spielplatz für orientierungslose Jugendliche! 

Seit ich hier bin habe ich noch keinen anderen Volunteer getroffen, den man hier als Fachkraft einsetzen könnte. Man trifft viele junge Erwachsene Volunteers, fast alle aus Deutschland. 99% haben ihr Abitur gemacht und arbeiten hier als Lehrer oder in anderen sozialpädagogischen Instituten. Qualifiziert ein Abitur jemanden mit traumatisierten Kindern zusammen zu arbeiten und als Lehrer zu fungieren?  Ich glaube nicht.

Hallo alle zusammen,

Ich kann mich leider nicht auf das versprochene Thema „der Schlüssel zu allem liegt in der Kindheit“ konzentrieren. Denn es gibt ein Thema, was in mir, pure Verzweiflung aufkommen lässt. Seit Wochen hängt mir ein Thema zum Halse raus und jetzt platzt mir der Kragen. Also werde ich mich mal an euch auslassen. Ihr hört immer so lieb zu, ohne zu unterbrechen.

Es geht um den Voluntourismus! 

Zu Beginn muss ich direkt dabei schreiben, dass der Blogeintrag komplett von mir selber kommt und AMAIDI  auf das Thema und das, was ich schreibe, keinen Einfluss hat. Doch ist es mir sehr wichtig, den Unterschied zwischen AMAIDI und anderen Organisationen (ich werde keine Namen nennen) aufzuzählen.

Denn anders als bei den großen Organisationen,  die mit Bilderbuchbildern für die „freiwilligen Hilfe“ werben, unterstützt AMAIDI mich bei Kritik über das sogenannte Voluntourismus. Denn AMAIDI steht nicht in der Abhängigkeit von BMZ und konzentriert sich auf wirkliche Hilfe.

In einem der letzten Blogeinträge,  habe ich geschrieben, dass hier in Afrika Volunteers benötigt werden. Denn beim Aufbau einer Infrastruktur wird einfach die Hilfe ausgebildeter Fachkräfte benötigt.

In den drei Monaten, in denen ich hier bin, habe ich noch keinen anderen Volunteer getroffen, den man hier als Fachkraft einsetzen könnte.

Man trifft viele junge Erwachsene, fast alle aus Deutschland,  die behaupten hier als Volunteer zu sein. 99% haben gerade mal ihr Abitur abgeschlossen und arbeiten hier als Lehrer oder in anderen sozialpädagogischen Institutionen. Doch was ist Abitur für eine Qualifikation?  Es beschreibt doch nur, dass man ein höheren Schulabschluss in Deutschland gemacht hat und 12/13 Jahre lang die Schulbank gedrückt hat. Qualifiziert das jemanden mit traumatisierten Kindern zusammen zu arbeiten und als Lehrer zu fungieren?  Ich glaube nicht.

Was würden wir sagen, wenn die afrikanischen Highschool-Abgänger nach Deutschland kommen würden, um dort zu unterrichten und als Personal in unsere Kinderheime, Kindergärten, Behinderteneinrichtungen, Krankenhäusern oder anderen pädagogischen  Einrichtungen arbeiten würden? Ganz Deutschland würde in einem Protest gegen die Regierung laufen.

Flüchtlinge, die Fachkräfte sind

Wenn ich an vor 2 Jahren, an die Flüchtlingskrise, zurück denke, kommt mir eine Geschichte in den Sinn.  Damals hatte Luxemburg 81 (glaube ich) Flüchtlinge auf genommen.  Doch nur Flüchtlinge, die Fachkräfte sind! Fachkräfte,  die einem Land dann fehlen, um sich selber zu entwickeln. Lassen wir jetzt mal die Kriegsflüchtlinge raus und nehmen nur die sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge. Denn nur diejenigen,  die als Fachkräfte infrage kämen,  können größten Teils bleiben.  Irgendwie doch ein komischer Tausch.

Wir nehmen Fachkräfte auf und schicken Schulabgänger runter. 

Kurz gesagt,  es gibt nur einen Gewinner! Und der sitzt in Deutschland.

Verlierer sind diejenigen, die sich bereit erklären zu helfen.  Sich für Chancen Gleichheit einsetzen und ihren Teil dazu beitragen wollen, die Welt zu einem lebenswerteren Ort zu machen. Sie kommen hier runter und sind total frustriert,  da sie sich total überflüssig fühlen. Denn einbringen kann sich keiner. Wir reifen in unser Persönlichkeit unglaublich.  Doch hat das ein nutzen für Afrika? Doch wen muss man den Vorwurf machen?

Ich möchte jetzt gar nicht diejenigen schlecht reden, die als Volunteer hier runter kommen. Denn sie werden damit gelockt,  sich sozial in einem Entwicklungsland zu engagieren.  Doch hinter den meisten Projekten und Organisationen steckt einfach nur Kommerz.  Kommerz, der als Charity Work verkauft wird und dann auch noch vom Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit (kurz BMZ) unterstützt wird.

Schulabgänger sind keine Hilfe für ein traumatisiertes Kind

Die größten Verlierer sind aber diejenigen, die sich von den Volunteers Hilfe versprechen. Meistens Kinder, die traumatisiert sind. Jemand, der gerade erst die Schule abgeschlossen hat, ist keine Hilfe für ein traumatisiertes Kind. Das weiß das Kind aber nicht und versucht sich jedesmal aufs neue auf jemanden einzulassen,  der gekommen ist um zu bleiben.

Was für mich aber klar ist, das es so nicht weiter gehen kann! 

Es steht mir bestimmt nicht zu, über die Machenschaften anderer Freiwilligendienste zu urteilen, aber für mich ist klar, das es so nicht weitergehen kann! Für mich, ist das, was als „freiwilligen Dienst“ verkauft wird moderner Kolonialismus. In einer globalisierten Welt, wo scheinbar alles möglich ist; wo jeder mit jedem verbunden sein möchte, kann es nicht sein, dass nur die einen die Möglichkeit haben, das auch zu nutzen. Es werden immer wieder nur die einen sein, die gewinnen.

In den Zeiten des Kolonialismus, haben, die unterdrückten Menschen, den Glauben der Eroberer aus Europa, angenommen. Aus diesem Glauben  wird heute die meiste Kraft geschöpft. Für mich irgendwie eine Ironie in sich selber.  Man nimmt den Glauben der jenigen an, die einen versklavt und ausgenutzt haben. 

Wahrscheinlich  war das nicht ganz freiwillig, doch der Glaube ist heute eine Hauptsäule des Landes.  Die Frage, die sich mir stellt, ist, was können wir den Menschen im Modernen Kolonialismus mit geben? Nur leere Versprechen!  

Liebe Freunde/ Bekannte, Familie und Leser, ich hoffe, ich langweile euch nicht mit meinen Berichten.  Doch diese Probleme sind real. Und ich kann die Augen nicht davor verschließen.  Denn es handelt sich um Menschen mit Namen und Gesicht!  Das dürfen wir nicht vergessen.

Vergessen, verschlossene Augen und leere Versprechen gibt es viel zu viele. Es darf nicht soweit komnen, das nächstes Jahr sich wieder tausende Jugendliche auf machen, um was Gutes zu tun. Denn die Konsequenzen tragen diejenigen,  die noch ganz andere Probleme haben.

Ich kann euch nur daran erinnern,  was für ein lebenswertes Leben wir leben. Vergesst das nicht.

In diesem Sinne wünsche ich euch alles Gute aus Ghana!

Euer Leo

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Kommentare

1 Kommentar.

  • Esther Picogna
    18. November 2017 23:03

    Dear Leo,

    Thank you for sharing the insights that you are gaining during your experience in the field.
    It is a pity that I cannot speak German, but I translated what you wrote so that I got most of the issues that you raised and discussed.
    I agree with your criticism about Voluntourism and the risk Western people may run of establishing Neo-colonialist relations and a cultural of aid dependency.
    I am very glad to read that, conversely, your Pro bono efforts are contributing to empower local people, by working with them and not just for them.
    Keep on pursuing your high ideals and the great goals you had envisaged!
    Enjoy your life-changing experience!

    Thank you for the good initiatives you have been undertaking!
    Cheers,
    Esther

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