Weltretter gesucht "Ich muss nur noch kurz die Welt retten." Könnte dieses Zitat aus dem Lied von Tim Bendzko ein neuer Slogan für Arbeitnehmer werden? Doch welche Ansätze verfolgen die Unternehmen und die Arbeitswelt, um Ethik und Nachhaltigkeit mehr einzubeziehen? Wo liegt das größte Potenzial, um die Wirtschaft nachhaltig zu beeinflussen? Und was können Sie tun?  

Corporate Social Responsibility

Früher nannte man es Bürgerschaftliches Engagement oder auch simpel Nachbarschaftshilfe, heute greift man lieber auf weniger angestaubte Begriffe wie „Corporate Social Responsibility“ oder „Corporate Citizenship“ zurück, wenn Unternehmen sich in den Bereichen Umwelt und Soziales betätigen. Durch die zunehmende Diskussion über die gesellschaftliche Verantwortung von Firmen steigt auch deren Mitwirkung an sozialen Projekten, die in Sonntagsreden gerne als uneigennützig dargestellt werden.

Im Gegensatz zu den Neunziger Jahren, als der Shareholder Value oberste Priorität genoss, beziehen die meisten Firmen heute alle Interessensgruppen mit in die Unternehmenszieleein und verfolgen einen ganzheitlicheren Stakeholder-Dialog. Denn viele Wirtschaftsbranchen haben erkannt, dass sie durch CSR-Programme ihr direktes Umfeld prägen und beeinflussen können – und das ohne teure Werbekampagnen. Eine Einmischung des Gesetzgebers zwecks einheitlicher Standards in dieses meist altruistisch gepriesene Engagement ist jedoch nicht gewünscht, denn den Grad der Verantwortung möchte jedes Unternehmen für sich selbst festlegen.

Firmeninterne Initiative führt nicht selten zu öffentlichem Engagement
Beim „Social Volunteering“ stellen Firmen ihre Mitarbeiter an einem oder mehr Tagen für die Arbeit bei einem gemeinnützigen Kooperationspartner ab. So tauschen beispielsweise Unternehmensberater ihre Anzüge mit Malerkitteln und renovieren einen Kindergarten oder legen in einer Grundschule ein Feuchtbiotop an. Als Vermittler zwischen Unternehmen und hilfsbedürftigen Institutionen treten Freiwilligenagenturen auf. Diese finden dann für die Anfragen und Angebote eines Unternehmens einen passenden Kooperationspartner in der jeweiligen Region.

Monika Nitsche, Leiterin der Münchener Agentur „Tatendrang“, beobachtet, dass vor allem Firmen aus den Bereichen Consulting und Kommunikation nach „Social Days“ fragen. Die Initiative für ein soziales Engagement kommt meist aus einem speziellen Arbeitskreis der Belegschaft oder direkt aus der Marketingabteilung eines Unternehmens.

Nachhaltige Bindungen und langfristiges Engagement
Die Münchner Freiwilligenagentur profitiert dabei selbst vom Prinzip des „Corporate Volunteering“, denn als Pro Bono-Kunde einer Werbeagentur konnte der eigene Bekanntheitsgrad durch einen neuen Webauftritt enorm gesteigert werden. Unter dem Slogan „Spenden Sie Zeit statt Geld“ veranstaltet Tatendrang beispielsweise die Aktion Lesezeichen, unterstützt ein Resettlement-Programm der Stadt München und organisiert jährlich den „Marktplatz der Guten Geschäfte München“, laut Eigendarstellung ein „Speed- Dating“ für Non-Profit-Organisationen mit Unternehmen. Bei dieser Veranstaltung bietet die lokale Wirtschaft Zeitspenden für gute Zwecke an.

Dabei entsteht oft eine langjährige Zusammenarbeit, die über einen einmaligen Einsatz einer Firma hinausgeht und auch im privaten Bereich der Mitarbeiter eine Fortsetzung findet. Diese Bindungen sind Monika Nitsche besonders wichtig: „Wir unterstützen kein Zappen im sozialen Bereich, sondern wollen immer die Perspektive einer längerfristigen Partnerschaft aufzeigen. Die Interessen der Gemeinnützigen stehen im Vordergrund, deshalb ist bei uns kein Platz für Events.“

Eigennutz und Gemeinnutz
Auf die Frage, ob in Zeiten der Wirtschaftskrise so manche Firma, die sich in der Krise ein schlechtes Image eingehandelt hat, mit dem sozialen Einsatz die eigene Reputation in der Öffentlichkeit aufpolieren will, räumt Monika Nitsche ein: „Natürlich hinterfragen wir die Motivation der Unternehmen. Gleichzeitig ist uns klar, dass die Unternehmen einen konkreten Nutzen in ihrer CSR-Strategie erkennen.“ Doch letztendlich bleibt es den gemeinnützigen Kooperationspartnern freigestellt, ob sie mit einer Investmentbank oder einem Telekommunikationsunternehmen zusammenarbeiten möchten oder nicht.

Am Ende steht nur die Stundenzahl der eingebrachten Leistung. Und die lässt sich, im Gegensatz zur realen Wirtschaft, nicht in Geld umrechnen. Denn sämtliche Arbeiten haben den gleichen Stellenwert und bedeuten ein nachhaltiges Engagement für die Gesellschaft.

Autor: Manuel Boecker https://www.jobware.de/Karriere/Corporate-Social-Responsibility.html

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