Ehrenamt macht glücklich und gesund – doch es gilt, das richtige Maß zu finden

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Wer anderen hilft, fühlt sich gut, geht zufriedener und optimistischer durchs Leben, ist gesünder und lebt oft sogar länger. Forscher der britischen Universität Exeter haben Studien verglichen und herausgefunden, dass Ehrenamtler nicht nur anderen, sondern in den meisten Fällen auch sich selbst etwas Gutes tun.

Die Ursachen sind vielseitig: Durch ihr Engagement verbringen Menschen mehr Zeit außerhalb der eigenen vier Wände, sie sind aktiver und haben in der Regel stärkere soziale Bindungen. „Der Mensch ist ja von Natur aus ein soziales Wesen. Ein Ehrenamt befriedigt unser natürliches Bedürfnis, anderen zu helfen“, erklärt Diplom-Psychologin Julia Scharnhorst.

Wichtig ist der Kontakt zum Mitmenschen: Wer zum Beispiel Geld für eine Organisation spendet, tut auch etwas Gutes, aber der Effekt auf die eigene Gesundheit ist danach nicht so groß wie bei jemandem, der Senioren im Pflegeheim besucht oder eine Jugendmannschaft trainiert. Warum? „Durch den menschlichen Kontakt wird im Körper das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, das sich positiv auf das Wohlbefinden auswirkt.“ Ehrenamtliches Engagement kann deshalb nach schwerer Krankheit auch zur schnelleren Genesung beitragen oder Depressive
aus ihrem Grübelzirkel reißen.

Hauptsache freiwillig

Der Grat zwischen Glücksgefühl und erdrückender Belastung kann allerdings schmal sein. Wer Angehörige pflegt, weiß das nur zu gut. „Wenn man das Gefühl hat, dass andere Menschen existenziell auf einen angewiesen sind oder im Verein ohne den eigenen Einsatz nichts mehr läuft, dann kann das auf Dauer krank machen“, betont Julia Scharnhorst.

Ein Ehrenamt muss auf Freiwilligkeit basieren.  „Sobald man sich unter Zwang gesetzt fühlt, ist der positive Effekt weg.“ Wer plötzlich so viel Zeit für Verein, Gruppe oder Organisation aufbringen muss, dass Beruf, Familie und Hobbys leiden, kann sich schnell gefangen fühlen. Die Folgen können Symptome sein, die man auch vom Burn-out kennt: Das Mitgefühl schwindet, Zynismus macht sich breit, man fühlt sich erschöpft, schläft schlecht. Und das wiederum kann negative Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit haben. Deshalb sollte, so rät Psychologin Scharnhorst, das Ehrenamt gut in den Alltag einzubauen sein. Der Zeitaufwand sollte moderat sein, um alle Verpflichtungen unter einen Hut zu bekommen. Eine Faustregel gibt es nicht; jeder Mensch ist anderes belastbar. Aber die eigene Einstellung zählt: „Man darf weder übertrieben positive noch negative Erwartungen an die Aufgaben und an die eigenen
Fähigkeiten haben.“ Ganz gleich, ob man Sterbende begleitet, Flüchtlinge unterstützt oder Schülern bei den Hausaufgaben hilft – man sollte vorher realistisch einschätzen, was aus eigenem Kraftaufwand machbar ist.

4 Tipps für die richtige Balance beim Einsatz für andere

1. Angehörige fragen.
Wer das Gefühl hat, dass das Ehrenamt überhandnimmt, kann Nahestehende fragen, wie sie die Situation beurteilen. Oft können andere besser einschätzen, ob man selbst auf einen Burn-out zusteuert. Wichtig: Auch auf die Einschätzung der anderen hören!

2. Abstand gewinnen.
Eine Auszeit kann helfen: Mal für zwei Monate aus dem Ehrenamt zurückziehen – auch wenn es anfangs schwer fällt – und sehen, wie es einem danach geht.

3. Aufgaben teilen.
Wachsen Druck und Anforderungen, kann es helfen, die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Pflegende Angehörige können sich Hilfe in Netzwerken oder bei Organisationen holen. Gerade bei emotional belastenden Aufgaben wie im Rettungsdienst oder der Begleitung Sterbender kann eine Super vision oder die Möglichkeit zum Austausch mit anderen helfen.

4. Nein sagen.
Gesunder Egoismus: Wenn es nicht anders geht, muss man die eigene Einstellung überprüfen und lernen Nein zu sagen.

Quelle: zukunft jetzt

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